12. Hilfe, unser Hund liebt keinen Besuch !

(Der hausgemachte Dauerstress)

Da haben wir schon ein größeres Problem: Sie und Ihr Hund scheinen echte Partymuffel zu sein! Aber Spaß beiseite: Wenn Hunde Besuch gegenüber brummelig, ängstlich oder gar aggressiv sind, dann ist in der Sozialisierung des Welpen etwas schiefgelaufen. In einer solchen Situation wird es uns nicht erspart bleiben, zunächst einmal unsere eigene innere Einstellung ehrlich und kritisch zu prüfen: Wäre es möglich, daß es uns imponiert oder einfach ein gutes Gefühl gibt, wenn das Tier (unliebsame) Gäste stellt? Vielleicht im Hinblick auf zufällig vorbeikommende Einbrecher? Nun, es mag für solch einen Wunsch viele gute Gründe geben. Der Nachteil dabei ist lediglich, daß solche Hunde die Neigung haben, gelegentlich auch die kleinen Freunde und Freundinnen unserer Kinder zu stellen (diese haben wiederum die Neigung, dann wegzubleiben) oder auch ganzharmlose >Verwandte oder eben auch mal Erbtanten. Vom Briefträger einmal ganz zu schweigen, aber der ist ja diesbezüglichen Kummer gewohnt. Denn grundsätzlich gilt folgendes: Es gibt freundliche und nicht freundliche Hunde. Zuverlässige und unzuverlässige. Welche die beißen und welche die nicht beißen. Die wenigsten Hunde bekommen das Kunststück fertig, immer genau dann (und nur dann) unfreundlich zu werden, wenn es ihrem Besitzer gerade passt. Und wenn Sie ein Tier haben, dem es in bestimmten Situationen erlaubt isst, unfreundlich zu sein oder sogar zu beißen, dann haben Sie ein unzuverlässiges Tier. Denn besagte „bestimmte Situationen“ sind eine Frage der Auslegung. Und die kann sich bei Ihnen und Ihrem Hund schon mal unterscheiden. Mit anderen Worten: Es ist eine Frage der Zeit, wann solch ein Tier in irgendeinem unvorhersehbaren Augenblick meint, beißen zu dürfen oder sogar zu müssen. Wenn es dann Nachbars Kind, die Erbtante oder den Postboten getroffen hat, tja, dann wär´s eben eine Fehleinschätzung der Situationen. Pech. Dann wird es allerdings Zeit, sich zu fragen ob wir nicht doch besser daran getan hätten, uns einen freundlichen Hund heranzuziehen. Auch auf die Gefahr hin, daß dieser sich u.U. selbst mit Einbrechern bestens versteht. Denn auf einen gestellten Einbrecher kommen schätzungsweise dreißig gebissene Kinder, letztere sind einfach häufiger. Wenn Hunde gar ihren eigenen Familienangehörigen gegenüber „unsichere Kandidaten“ sind, wenn sie ihren menschlichen Rudelgenossen gegenüber imponieren, drohen oder sie sogar beißen, wird das Zusammenleben für alle Beteiligten stressig, unangenehm und unerfreulich. Oder sogar gefährlich. Aber wir können Sie beruhigen: In jedem Hund steckt ein lieber Hund. Bettelnde, kläffende, aufdringliche Nervensägen oder gar Beißer und Familientyrannen werden nicht geboren, sonder gemacht. Jeder Bello möchte, wenn es nach ihm geht, in Eintracht mit seiner Umwelt leben, sich mit seinem fämilieären Rudel gut vertragen. Man muß ihm nur von Anfang an mit liebevoller Bestimmtheit und mit wirklichem Verständnis dabei helfen, sich in unserer menschlichen Welt zurechtzufinden. Wirkliches Verständnis heißt, sich auf die „Denkweise“ unseres Vierbeiners einzulassen. Denn Hunde „denken“ sehr folgerichtig und sie handeln überaus konsequent. Als sozial hoch entwickelte Tiere kennen und befolgen sie von Geburt an bestimmte Spielregeln des Zusammenlebens in der Gemeinschaft. Und da sie sich nicht etwas als vierbeinige Menschen betrachten ( im Gegenteil: Sie halten uns für ihre Artgenossen), erwaten sie von  uns, daß wir uns ebenfalls nach den Rudel-Regeln richten. Nur wenn der Mensch in der Rolle als „Über-Hund“ versagt, entstehen mancherlei Verwirrungen und Missverständnisse, nur dann entwickelt sich ein Tier zum Beißer. Denn Bisse haben immer eine Vorgeschichte. Sie sind vermeidbar und völlig überflüssig. Deshalb haben wir diesem Thema alle folgenden Kapitel gewidmet. Wir werden Ihnen im folgenden zeigen, worauf Sie bei der Erziehung Ihres Hundes achten müssen, damit er sich zum echten Kameraden für Sie und Ihre Familie entwickelt. Zum wirklichen Freund, auf den Verlass ist und mit dem man durch Dick und Dünn gehen kann.

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